Viele Führungskräfte suchen nach Wegen, ihre Ausstrahlung und Überzeugungskraft zu stärken, um charismatischer zu wirken. Doch Charisma ist eine Eigenschaft, die man hat oder eben nicht – ähnlich wie Sommersprossen. Wer keine Sommersprossen hat, kann dennoch durch die Entwicklung einer natürlichen, authentischen Persönlichkeit eine geschätzte und wirkungsvolle Führungskraft werden. Dieser Artikel stellt Authentizität als nachhaltigere und realistischere Führungsstrategie vor. Zudem zeigt er, wie das Johari-Fenster als Methode zur Selbstwahrnehmung und Feedbackkultur dazu beitragen kann, eine authentische Wirkung zu entfalten und langfristig das Vertrauen im Team zu stärken.

Authentizität im Führungskontext

Authentizität wird in der Führungsforschung als zentrale Eigenschaft für nachhaltige und vertrauensvolle Beziehungen innerhalb eines Teams betrachtet. In der Studie von Leroy et al. (2012) zeigt sich, dass authentische Führung zu höherer Motivation und Loyalität bei Mitarbeitern führt, da sie eine „echt wahrgenommene“ Persönlichkeit vermittelt, die Menschen dazu einlädt, ebenfalls ehrlich zu sein und Vertrauen zu entwickeln (1).

In weiteren Untersuchungen hebt sich authentische Führung als wesentlicher Faktor hervor, der Unternehmen und Teams in Krisenzeiten stabilisiert. Walumbwa et al. (2008) argumentieren, dass Authentizität ein Gefühl von Sicherheit und Transparenz schafft, das besonders in dynamischen und unsicheren Situationen von Vorteil ist (2). Hieraus kann abgeleitet werden, dass Authentizität – im Gegensatz zum bloßen „Besitz“ von Charisma – eine tragfähige Beziehung zwischen Führungskräften und Teammitgliedern schafft.

Das Johari-Fenster: Ein Werkzeug zur Selbstreflexion und Feedbackkultur

Das Johari-Fenster ist eine Methode, die den Grad der Selbst- und Fremdwahrnehmung steigert und dazu beiträgt, persönliche „blinde Flecken“ zu erkennen. Entwickelt von Joseph Luft und Harry Ingham (1955), zeigt das Modell, dass effektive Führung sich durch das Streben auszeichnet, offene und transparente Kommunikation zu fördern und „Blinde Flecken“ abzubauen (3).

Die vier Quadranten des Johari-Fensters („Öffentliche Person“, „Blinder Fleck“, „Geheim“ und „Unbewusstes“) veranschaulichen, wie Selbsterkenntnis und der Abbau von Unsicherheiten durch konstruktives Feedback langfristig zu einer authentischeren Persönlichkeit führen können.

Diese Methode unterstützt Führungskräfte darin, eine ehrlichere, klarere Selbstwahrnehmung zu entwickeln und durch gezieltes Feedback von außen blinde Flecken zu reduzieren. Studien zu Führungskompetenzen zeigen, dass die Bereitschaft, eigene Schwächen und Fehler einzugestehen, von Teams als Stärke wahrgenommen wird und das Vertrauen in die Führungskraft fördert (Anderson & Shirako, 2008) (4).

Authentizität statt Charisma: Warum Selbstwahrnehmung und Feedback wichtiger sind

Die Praxis zeigt, dass Charisma oft eine oberflächliche Wirkung entfaltet, wenn es allein zur Manipulation des Gegenübers genutzt wird, ohne dass dahinter eine authentische Persönlichkeit steht. Eine im Journal of Business Ethics veröffentlichte Untersuchung zeigt, dass Charisma allein ohne Rückhalt durch authentische Werte und Integrität bei Mitarbeitern das Vertrauen langfristig nicht steigern kann (Avolio & Gardner, 2005) (5).

Ein authentischer Führungsstil hingegen bedeutet, dass man sich nicht nur selbst als „charismatisch“ wahrnimmt, sondern auch durch die Selbsterkenntnis und die Arbeit am Johari-Fenster die Wirkung auf andere besser versteht. So kann das Johari-Fenster Führungskräften dabei helfen, sich bewusst zu werden, wie sie tatsächlich wahrgenommen werden und was sie an sich ändern können, um glaubwürdiger zu sein. Authentizität wird hier nicht als „Typenfrage“ dargestellt, sondern als kontinuierlicher Reflexionsprozess.

Schlussfolgerung

Die Wirkung einer Führungspersönlichkeit basiert weniger auf einer messbaren „Charisma-Komponente“ als auf der Fähigkeit zur ehrlichen Selbsteinschätzung und dem Abbau von blinden Flecken. Authentizität, unterstützt durch die Reflexionsmethode des Johari-Fensters, fördert eine Führungsstrategie, die auf Transparenz und Vertrauen basiert – eine Grundvoraussetzung für langfristige positive Beziehungen und eine nachhaltige Führungsstärke.

Möchten Sie mehr über Authentizität und das Johari-Fenster erfahren? Möchten Sie authentisch führen? Lassen Sie uns darüber reden!

Quellenangaben

Leroy, H., Anseel, F., Gardner, W. L., & Sels, L. (2015). Authentic leadership, authentic followership, basic need satisfaction, and work role performance: A cross-level study.Journal of Management, 41(6), 1677-1697.

Walumbwa, F. O., Avolio, B. J., Gardner, W. L., Wernsing, T. S., & Peterson, S. J. (2008). Authentic leadership: Development and validation of a theory-based measure.Journal of Management, 34(1), 89-126.


Luft, J., & Ingham, H. (1955). The Johari window: A graphic model of interpersonal awareness.Proceedings of the Western Training Laboratory in Group Development.


Anderson, C., & Shirako, A. (2008). Are individuals’ reputations related to their history of behavior?Journal of Personality and Social Psychology, 94(2), 320.
Avolio, B. J., & Gardner, W. L. (2005). Authentic leadership development: Getting to the root of positive forms of leadership.The Leadership Quarterly, 16(3), 315-338.


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