Warum Vertrauen keine Einbahnstraße ist – und wie man seriöses Coaching erkennt
Menschen kommen ins Coaching, weil sie etwas verändern möchten – beruflich, persönlich oder zwischenmenschlich.
Sie suchen Orientierung, Struktur und jemanden, der sie ernst nimmt – nicht jemanden, der ihnen sagt, wie es geht.
Ein professioneller Coach begleitet diesen Weg zielgerichtet und empathisch, fordert und fördert, ohne zu dominieren.
Coaching bedeutet: gemeinsam Klarheit schaffen und Veränderung möglich machen.
Doch genau hier beginnt das Problem:
In einer Zeit, in der sich fast jeder „Coach“ nennt, verschwimmt der Unterschied zwischen seriöser Begleitung und gutem Zureden.
Wem kann man wirklich trauen? Wie kann ich professionelles Coaching erkennen?
1. Der Kontrakt – der Beginn von Klarheit
Professionelles Coaching beginnt nicht mit einer Analyse, sondern mit einem klaren Auftrag.
Coach und Coachee definieren gemeinsam:
- Worum geht es konkret?
- Was soll erreicht werden – und in welchem Zeitraum?
- Was gehört ausdrücklich nicht zum Coaching?
Dieser klare Rahmen ist der Unterschied zwischen Absicht und Orientierung.
Ohne ihn wird Coaching schnell zu einer Projektion gegenseitiger Erwartungen:
Der Coach will helfen, der Coachee will geführt werden.
Doch Coaching ist kein Heilsversprechen – es ist ein strukturiertes Vorgehen mit geteilter Verantwortung.
2. Lösungsentwicklung – Denk etwas anderes, mach etwas anderes
Ein gutes Coaching dreht sich nicht endlos um Probleme, sondern öffnet neue Perspektiven.
„Denk etwas anderes, mach etwas anderes“ beschreibt diesen Schritt treffend.
Ein Coach begleitet diesen Prozess mit Fragen, Spiegelung und Impulsen – nicht mit Ratschlägen. Denn wer dem anderen sagt, was er tun soll, coacht nicht, sondern kopiert.
Coaching ist kein Lifestyle-Produkt!
Leider gibt es viele, die diese Rolle missverstehen. Sie erzählen von eigenen Erfolgen, geben Tipps oder spielen sich als Vorbilder auf. So wird Coaching zur Bühne – und der Coachee zum Publikum.
4. Coaching oder Mediation – ähnliche Haltung, unterschiedliche Aufgabe
Coaching und Mediation werden oft verwechselt, weil beide von einer humanistischen Grundhaltung ausgehen:
Wertschätzung, Eigenverantwortung, Augenhöhe.
Doch ihre Ziele unterscheiden sich grundlegend:
- In der Mediation entsteht das Ziel im Prozess. Die Medianden erarbeiten es selbst, Schritt für Schritt, während der Mediator strukturiert begleitet.
- Im Coaching steht das Ziel am Anfang. Es wird zu Beginn definiert – und der Coach unterstützt den Coachee, dieses Ziel zu erreichen.
Ein Coach darf also steuern, fordern und Feedback geben, während ein Mediator sich bewusst zurücknimmt und Raum für Klärung schafft.
Wo diese Grenzen verschwimmen, geht Klarheit verloren – für beide Seiten.
Ein Coach, der zu „mediativ“ arbeitet, läuft Gefahr, zum „Probleminhaber“ zu werden.
Ein Mediator, der wie ein Coach agiert, riskiert seine Allparteilichkeit zu verlieren.
Haltung verbindet – Aufgabe unterscheidet.
Und genau diese Unterscheidung ist professionell.
5. Abschluss – Rückblick und Veränderung
Am Ende steht die Frage: Was hat sich verändert?
Welche Ziele wurden erreicht – und welche nicht?
Was bleibt als Erkenntnis, was als neue Fähigkeit?
Diese Reflexion schafft Abschluss und Verantwortung.
Sie verwandelt Coaching-Erfahrung in persönlichen Fortschritt.
6. Haltung – das Fundament von Vertrauen
Coaching ist – wie auch Mediation – eine Form des gemeinsamen Gehens.
Der Coach geht nebenher, nicht voraus.
Er lenkt den Blick, ohne den Weg vorzugeben. Das erfordert Achtsamkeit, Geduld und Respekt vor der Selbstbestimmung des anderen.
Der Philosoph Aristoteles unterrichtete im Gehen – seine Schüler nannten sich Peripatetikoi, die Umhergehenden. Dieser Gedanke lebt in modernen Coaching-Ansätzen fort:
- Bewegung bringt Denken in Fluss.
- Wer im Gehen denkt, bleibt offen für Perspektivwechsel.
So wie beim Waldbaden: Wer bewusst wahrnimmt, hört, sieht und spürt, erkennt nicht nur den Weg – sondern sich selbst.

Fazit
Coaching ist kein Modewort, sondern ein anspruchsvoller Prozess.
Ein Coach, dem zu trauen ist,
- arbeitet transparent,
- kennt seine Rolle,
- hält sich an klare Phasen,
- bleibt kritisch mit sich selbst
- und traut seinem Coachee mehr zu, als dieser vielleicht glaubt.
Vertrauen heißt nicht, dir alles zu glauben –
sondern den Mut zu haben, dich zu prüfen.

Wenn Sie herausfinden möchten, ob Coaching für Sie gerade das Richtige ist, können Sie mir Ihr Anliegen unverbindlich schildern. Ich melde mich zeitnah mit einem Vorschlag für ein Erstgespräch – telefonisch, online oder als „philosophischer Spaziergang“.
Interessante Links
- Mediation und Waldbaden
Eigentlich sollte der Blog-Beitrag so heißen: Mediation, Coaching und Waldbaden. Denn das Setting ist hier der Hauptplayer, dann kommen Haltung und Methoden. - Unser Team
Unser erfahrenes Team aus Mediator*innen und Coaches mit unterschiedlichen Spezialisierungen unterstützt Sie mit individuell abgestimmten Lösungen.